TSV 1904 Feucht Fußball
Abschied des Vollblut-Funktionärs
Sportler der Woche Die Fußball-Abteilung des TSV 1904 Feucht verliert mit Jugendleiter Matthias Zahn einen außergewöhnlichen Mann. Zwei Jahrzehnte förderte der scheidende DFB-Ehrenamtspreisträger die Nachwuchskicker.
Über ein halbes Jahrhundert ist Matthias Zahn bereits Mitglied beim TSV 1904 Feucht, die vergangenen 20 Jahre prägte er die Nachwuchsabteilung des Vereins wie kein Zweiter. Nun ist die Ära zu Ende gegangen: Im Rahmen des internen Feuchter Hallenturniers, dem Hubert-Schneider-Cup 2023, wurde der langjährige Jugendleiter und Jugendtrainer offiziell verabschiedet.
Um mehr über den Mann, der am vergangenen Samstag seinen 57. Geburtstag feierte, zu erfahren, spricht man am besten mit alten Weggefährten. Einer von ihnen ist Rainer Schnelle. Sechs Jahre lange war Schnelle Vorstandsmitglied des TSV, weitere drei Jahre war er in der Nachwuchsabteilung der Zeidler aktiv. Gemeinsam mit Matthias Zahn bildete er ein Duo mit klarer Rollenverteilung. „Ich habe mich mehr um das Organisatorische und das Management gekümmert, Matthias war für den sportlichen Bereich zuständig, hat Trainer gesucht und auch selbst Mannschaften trainiert“, erinnert sich Schnelle.
Was ihm beim Gedanken an Zahn bis heute am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist der große Elan, mit dem er seine Aufgaben bis zuletzt ausgeübt hat. „Eigentlich hätten wir uns jede Woche bei ihm bedanken und seiner Frau einen Strauß Blumen bringen müssen“, scherzt Schnelle, „denn Matthias war rund um die Uhr für den Fußball da und immer für den TSV im Einsatz.“ Ein Vollblut-Funktionär also, die immer rarer werden in den Amateurvereinen, ohne die es jedoch schlicht nicht laufen würde.
Zahns Verbundenheit zum TSV Feucht reicht jedoch viel länger zurück: 1972 ist er in den Verein eingetreten, ab 1973 schnürte er die Fußballschuhe und durchlief sämtliche Mannschaften, von der F-Jugend bis zur Ersten Mannschaft. „Damals haben wir noch in der C-Klasse, der heutigen A-Klasse, gespielt“, erinnert er sich. Nach einer zehnjährigen Pause kehrte Zahn mit seinem Sohn schließlich zurück und übernahm fortan ein Traineramt im Nachwuchs.
Dabei blieb es allerdings nicht, schon bald sollte Zahn auch als Nachwuchsleiter die Geschicke des Vereins lenken. „Teilweise habe ich neben dem Amt des Jugendleiters noch zwei Mannschaften trainiert - das war schon eine harte Zeit“, sagt Zahn rückblickend. Nicht selten kam es vor, dass seine Frau den Sohn zu Fußballspielen begleitete, während Zahn andere Nachwuchsmannschaften trainierte. „Es gab Zeiten, da haben sich meine Frau und ich nicht so oft gesehen. Und wenn, dann war es auf dem Fußballplatz“, sagt er.
Womit auch der Hauptgrund für Zahns Rückzug genannt ist: das Privatleben. Denn das litt in den vergangenen 20 Jahren bisweilen stark unter den zeitintensiven Aufgaben im Feuchter Nachwuchsfußball, „nun ist es endlich an der Zeit, das Privatleben mehr in den Blick zu nehmen“, sagt Zahn und nennt, angesprochen auf die Zukunftspläne, unter anderem Kurzreisen mit seiner Frau.
Gefragt nach den größten Erfolgen, die unter seiner Regie im Feuchter Nachwuchs gefeiert wurden, sagt er: „Natürlich wollten wir immer jeden Spieler besser machen. Aber der sportliche Erfolg war nicht das Wichtigste. Ich sehe es daher als Erfolg an, dass wir alle Mannschaften besetzen und pro Jahrgang eine Mannschaft stellen konnten. Dass wir genügend Trainer ausbilden und auch wieder Schiedsrichter stellen konnten.“
Als Highlight bezeichnet Zahn die Auszeichnung, die ihm 2016 zuteil wurde: Da nämlich bekam er für den Kreis Neumarkt/Jura den DFB-Ehrenamtspreis verliehen. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) würdigte damit Zahns Engagement bei der Integration von Flüchtlingen und dessen langes Wirken in der Jugendabteilung des Vereins.
„Ich hatte damals Kontakt zu einer Frau aus Feucht, die sich für Flüchtlinge eingesetzt hat. Sie hat mir immer wieder mal ein paar Jungs auf den Sportplatz vorbeigebracht. Viele von ihnen haben wir in unseren Nachwuchsmannschaften integriert. Es war sehr schön zu sehen, wie gut das den Kindern tut“, erinnert sich Zahn. Im Rahmen der Auszeichnung wurde er gemeinsam mit Preisträgern anderer Fußballverbände zu einem Wochenende nach Stuttgart eingeladen, auch der Besuch eines Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft stand dabei auf dem Programm.
Mehr Zeit, um in solch schönen Erinnerungen zu schwelgen, hat Matthias Zahn ab sofort. Nichtsdestotrotz wird man das TSV-Urgestein, das Mitglied beim TSV Feucht bleibt, auch künftig „immer wieder mal“ am Sportplatz am Segersweg antreffen, „aber nur, wenn es die Zeit zulässt“, betont er. Er meint es wirklich ernst mit der Freizeit.
Bericht: Der Bote
Der ehemalige Jugendleiter Matthias Zahn (Mitte) bei der Verabschiedung mit seinem Nachfolger
Wolfgang Schoderer (rechts) und Fußball-Abteilungsleiter Martin Grünbeck.